Veranstaltung: | Wahlprogramm 2021 |
---|---|
Status: | Beschluss |
Beschlossen am: | 21.10.2020 |
Eingereicht: | 21.10.2020, 15:13 |
Antragshistorie: | Version 1 |
1.5. Tierschutz
Text
Der Schutz der Tiere ist für uns ein wichtiges politisches und
gesellschaftliches Anliegen. Wir engagieren uns daher für ein stärkeres
Tierschutzbewusstsein, für die Unterstützung von Tierheimen und
Tierschutzverbänden und wollen erreichen, dass die artgerechte Haltung von
Tieren überall zur Normalität wird.
Wir fordern deswegen eine/n Tierschutzbeauftragte/n des Landkreises. Dieser soll
eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen, die über die staatlichen Vorgaben des
Tierschutzes für Amtsveterinäre hinausgehen. Dem Kreistag ist einmal jährlich
über die Situation des Tierschutzes öffentlich zu berichten.
Vegane und vegetarische Ernährung ist nicht nur klimafreundlich und
ressourcenschonend, sondern auch tierleidfrei. Über 11 % der Bevölkerung in
Deutschland ernährt sich konsequent vegetarisch oder vegan. Das Angebot in den
öffentlichen Kantinen im Kreis und in den kreiseigenen Gesellschaften muss dem
modernen Bedarf auch entsprechen und sollte vegane oder vegetarische Gerichte
beinhalten.
Den Veterinärämtern der Kreise obliegt der Vollzug des Tierschutzgesetzes sowie
der vielfältigen Bestimmungen und Verordnungen. Der Tierschutz ist dabei neben
der Lebensmittelüberwachung und dem Seuchenschutz bei Tieren eine von vielen
Aufgaben. Aus diesen Gründen treten wir Grünen für eine ausreichende Ausstattung
an Personal und Finanzmitteln ein, die sich an einer qualitativ hochwertigen
Aufgabenerfüllung orientiert. Dies soll dem Veterinäramt auch ermöglichen,
Tiertransportkontrollen regelmäßig durchzuführen.
Der beste Tiertransport ist jedoch der, der nicht stattfindet. Kleine
bedarfsgerechte Schlachthöfe ohne Exportziel sind ein gutes Mittel gegen die
Industrie der Massentierhaltung. Der Kreis sollte private Initiativen, die
kleine Schlachthöfe oder Schlachthäuser bauen, fördern und unterstützen.
In einem Tierschutzbericht vom Veterinäramt des Kreises soll öffentlich einmal
jährlich im Umweltausschuss über die Arbeit des Veterinäramtes berichtet werden.
Das Wohl der Tiere braucht mehr Transparenz.
Wir fordern, dass ausreichend Wildtierauffangstationen in Zusammenarbeit von
Kreis und Land errichtet werden und dass deren Betrieb auch finanziell
abgesichert wird. Auch private Wildtierauffangstationen sollen gefördert werden.
Wir finden Initiativen wie „Main-Kinzig blüht“ wichtig für Biodiversität und den
Schutz wildlebender Insekten und sehen das Projekt als noch ausbaufähig. Wir
fordern deshalb einen Fördertopf des Kreises, der von privaten Personen oder
Initiativen abgerufen werden kann, die förderfähige Tier- und
Naturschutzinitiativen betreiben und hierfür eine Förderung zur weiteren
Realisierung der Projekte benötigen.
Wir sprechen uns für den Erhalt der Feldhamsterpopulation aus. Der Feldhamster
ist die einzige Art der Unterfamilie der Hamster in Deutschland. Er ist in der
Roten Liste für Deutschland als vom Aussterben bedrohte Tierart eingestuft und
steht unter strengem Schutz. Aus diesem Grund fordern wir eine Förderung des
Kreises an Landwirte, die Flächen dauerhaft aus der Produktion nehmen und eigene
Lebensraumzellen anlegen. Das Projekt „Feldhamsterland“, ein im Rahmen des
Bundesprogramms Biologische Vielfalt geförderte Initiative, soll bei der Auswahl
der in Frage kommenden Flächen gehört werden.
Amphibien werden zur Paarungszeit oft von Autos überfahren oder sterben auch
neben der Straße durch die Druckwelle schnell vorbeifahrender Kraftfahrzeuge.
Deshalb fordern wir Tempo 30 während der Wanderungszeit auf den betroffenen
Straßen. Bei Bauplanungen muss der Amphibienschutz beachtet werden. Wir fordern
weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit Tier- und Naturschutzverbänden und
regelmäßige Treffen des Runden Tisches, denn der bestehenden Amphibienschutz
muss mit Tunneln, Zäunen und Überquerungen weiterhin ausgebaut werden.
Kindern fehlt heute oft der Kontakt zu Tieren und damit das Verständnis für
deren Bedürfnisse. Der Biobauernhof ist der ideale Ort, um Kindern und
Jugendlichen die Haltung der Tiere in unserer Landwirtschaft erlebbar zu
vermitteln. Auch sollen die Kinder und Jugendlichen die Bedürfnisse der Haus-
und Wildtiere kennen lernen. Wir fordern deshalb die Möglichkeit des Besuchs von
Schulklassen (Klasse 1-10) auf einem Biobauernhof, in einem Tierheim, oder einer
Tierauffangstation. Die Kosten des Besuchs übernimmt der Kreis.
Wir fordern, dass der MKK die Herstellung von jährlich bis zu 1000
Insektenhotels unter anderem bei den kreiseigenen Werkstätten (AQA) in Auftrag
gibt und an Schulen und Kindergärten sowie private Haushalte verteilt.
Viele Tierschutzkonflikte lassen sich durch eine umsichtige Planung präventiv
verhindern. Bei Fragen der Bauplanung von kreiseigenen Liegenschaften und
Gebäuden sollen zukünftig verstärkt auch die Bedürfnisse der Tierwelt
berücksichtigt werden. Kleine Biotope sollen auf den Grünflächen angelegt und
heimische Pflanzen bevorzugt werden. Dies ist auch ein aktiver Beitrag zum
Klimaschutz.
Kreiseigene Flächen sollen so weit wie möglich entsiegelt und vorhandene
Verschotterungen beseitigt werden. Die Flächen sollten danach vogel- und
insektenfreundlich gestaltet werden.
Wir fordern eine Jagdsteuer im Main-Kinzig-Kreis.