Veranstaltung: | Wahlprogramm 2021 |
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Antragsteller*in: | Gudrun Schmid |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.09.2020, 17:50 |
A22: Alternativtext 3.2. Frauen – Gleichberechtigung durchsetzen
Text
Wir Grüne wollen eine Gesellschaft, in der sich unterschiedliche Lebensentwürfe
von Frauen und Männern gleichberechtigt verwirklichen lassen. Noch immer werden
Frauen, obwohl rechtlich gleichgestellt, in der Realität benachteiligt.
Zu viele Frauen bekommen für gleiche Leistung eine geringere Entlohnung als ihre
männlichen Kollegen, nur wenige Frauen kommen ganz oben auf der Karriereleiter
an.
Der gleiche Lohn für die gleiche Arbeit muss auch im Main-Kinzig-Kreis
selbstverständlich werden. Eine richtig bemessene Bezahlung ermöglicht Frauen
ein selbstbestimmtes Leben und hat Auswirkungen auf ihre Rente. Frauen dürfen
nicht in Mini-Jobs gedrängt werden. Sie haben dann keine gesetzliche Absicherung
und es wird nichts in die Rentenkasse einbezahlt. Wir setzen uns auch dafür ein,
dass die Leiharbeit begrenzt wird und befristete Arbeitsverträge vermieden
werden. Eine Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, dem Kommunalen Center
für Arbeit und den Gewerkschaften ist dabei erforderlich.
Frauen sollen sich der Tragweite ihrer Berufswahl und der Entscheidung für
Teilzeitarbeit im Hinblick auf ihre Altersversorgung bewusst sein. Für Frauen
sollen Qualifizierungen angeboten werden, die ihnen den beruflichen Aufstieg
oder den Wechsel in besser bezahlte Berufsfelder ermöglichen. Nur mit
sozialversicherungspflichtiger Arbeit lässt sich eine eigenständige
Existenzsicherung – insbesondere im Alter – für Frauen sicherstellen. Die Armut
von Alleinerziehenden ist meist untrennbar mit der Armut der Kinder verbunden.
Die besten Mittel gegen Frauen-, Kinder- und Altersarmut sind eine gut bezahlte
familienfreundliche Arbeit. Mit besonderen Zuschüssen und der Abschaffung des
Ehegattensplittings wollen wir für eine Verbesserung sorgen.
Eine Aufwertung aller Pflegeberufe ist überfällig. Gerade die Corona-Epidemie
hat erneut gezeigt, welche Berufe systemrelevant sind. Diese Berufsgruppen
müssen aufgewertet und besser bezahlt werden.
Frauen haben in den vergangenen Jahrzehnten qualifizierte Bildungsabschlüsse
erfolgreich erreicht. Mehr als 50 % der Hochschulabschlüsse werden von Frauen
absolviert. Das muss sich widerspiegeln auf Führungsstellen im öffentlichen
Dienst, in der Wirtschaft, in der Politik und auf Vollzeitstellen am
Arbeitsplatz. Wir Grüne wollen, dass die Quote für Frauen in den oberen
Führungsetagen erhöht und umgesetzt wird. Dies gilt selbstverständlich auch für
die Kreisverwaltung und die kreiseigenen Gesellschaften.
Unser Ziel ist es, im Main-Kinzig-Kreis die Gleichberechtigung von Frauen in
allen Lebens- und Arbeitsbereichen durchzusetzen und strukturelle
Benachteiligungen zu überwinden. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist
eine gute Kinderbetreuung unabdingbar. Wir brauchen flächendeckende Angebote zur
Kinderbetreuung für Kinder aller Altersstufen – von einem bis zwölf Jahre. Auch
brauchen wir unterstützende Angebote bei häuslicher Pflege.
Gleichzeitig wollen wir Anreize schaffen, um den Vätern die Möglichkeit von
Elternzeit und Arbeit in Teilzeit ohne Verlust des Status, zu ermöglichen. Nach
Untersuchungen der Bundesregierung wollen sich mehr als 60 % der jungen Väter in
der Familienarbeit engagieren.
Wir Grüne sind gegen Diskriminierung und alle sonstigen Formen von Gewalt.
Gewalt und gerade häusliche Gewalt, sind in unserer Gesellschaft alltäglich;
jeden dritten Tag wird eine Frau im Rahmen einer Beziehungstat getötet.
Die Frauenhäuser im Main-Kinzig-Kreis müssen finanziell abgesichert werden.
Frauenhäuser bieten allen Schutz suchenden Frauen Aufenthalt, Hilfe und
Beratung. Für von Gewalt bedrohten Frauen muss es ausreichende Interventions-
und Beratungsstellen geben.
Finanzielle Unterstützung fordern wir auch für die Beratungsstelle „Lawine“, die
eine Anlaufstelle für sexuell missbrauchte Frauen und Mädchen ist.
Wir Grüne fordern besondere Wohnprojekte, die speziell für Frauen bestimmt und
bezahlbar sind.
Wir Grüne wollen Frauen motivieren, sich kommunalpolitisch zu beteiligen. Dazu
müssen Bedingungen für die Ausübung eines politischen Mandats geschaffen werden,
die auf die Lebenswirklichkeit von Frauen angepasst sind. Familienfreundlich
terminierte Parlament- und Ausschusssitzungen, die zeitlich begrenzt sind,
können das politische Engagement von Frauen erleichtern.
Frauen mit Migrationshintergrund, die im Main-Kinzig-Kreis ankommen, sollen von
Sozialarbeirter*innen unterstützt werden. Eine Beratungsstelle und ein
interkulturelles Zentrum können ihnen das Ankommen im Main-Kinzig-Kreis
erleichtern.